28. Tagung des Arbeitskreises
deutscher und polnischer
Kunsthistoriker und Denkmalpfleger
Visualisierung historischer Zustände
im digitalen Zeitalter –
Chancen und Risiken
für Kunstgeschichte und Denkmalpflege
21. – 23.10.2021
LUX — Pavillon der Hochschule Mainz | Ludwigsstraße 2 | 55116 Mainz
Aufgrund von Corona-Auflagen können leider nur bereits angemeldete Referentinnen und Referenten vor Ort teilnehmen. Bitte nutzen Sie die Möglichkeit der Teilnahme per Zoom.
Tag 1
21. Oktober 2021
LUX — Pavillon der Hochschule Mainz
Ludwigsstraße 2, 55116 Mainz
Moderation: Piotr Kuroczyński | |
8:30 | Anmeldung der Referenten und Teilnehmer |
9:00 |
Begrüßung durch die Präsidentin Susanne Weissman |
9:10 |
Begrüßung durch die Organisatoren
Piotr Kuroczyński Matthias Müller |
9:20 |
Grußwort
Dethard von Winterfeld |
9:25 |
Einführungsvortrag ↓
Ewa Chojecka |
① |
Moderation: Wojciech Bałus |
10:00 |
Gerhard Weilandt, Oleksanrda Bruns ↓ Universität Greifswald, Karlsruher Institut für Technologie KIT Methoden und Herausforderungen einer virtuellen Forschungsumgebung am Beispiel des Projekts TOPORAZ – Nürnberger Topographie in Raum und Zeit |
10:20 |
Frithjof Schwartz ↓ Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg Raumdatengestützte Werkzeuge. Neue Methoden zur Analyse funktionaler Bezüge zwischen Raum und Betrachter |
10:40 |
Julia Rössel ↓ Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte Marburg Visualisierung von Text- und Bilddaten zu Bauwerken in Online-Datenbanken |
11:00 | Kaffeepause |
11:30 |
Sławomir Brzezicki ↓ Herder-Institut Marburg „Wenn der Dehio nur bebildert wäre…“ – von einem textuellen Erfassungsstandard zur Visualisierung der Information über Architekturobjekte im digitalen Medium |
11:50 |
Bernd Kulawik ↓ Bern Visualisierung historischer Zustände im digitalen Zeitalter
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12:10 | Diskussion |
12:40 | Mittagspause |
② |
Moderation: Dietmar Popp |
14:00 |
Fabrizio Nevola, Donal Cooper, Chiara Capulli, Luca Brunke ↓ University of Exeter, University of Cambridge Florence4D: Reconstructing Renaissance Altarpieces in Florentine Churches |
14:20 |
Peter Heinrich Jahn ↓ Technische Universität Dresden Digitale Plan- und Entwurfsanalysen in 2D und 3D barocker baulicher Repräsentationen des polnischen Königtums |
14:40 |
Piotr Kuroczyński, Karolina Jara, Igor Bajena ↓ Hochschule Mainz, University of Wrocław Synagoge am Anger im Kontext dreier Glaubensgemeinschaften – Digitale Rekonstruktion und Dokumentation der Breslauer Synagoge |
15:00 | Kaffeepause |
15:30 |
Fabrizio I. Apollonio, Federico Fallavollita, Riccardo Foschi ↓ University of Bologna The Problem of Visualizing Unconstructed or Lost Architectural Projects |
15:50 | Diskussion |
|
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18:00 | Zum Grünen Kakadu Gutenbergplatz 3 – 5, 55116 Mainz |
Tag 2
22. Oktober 2021
LUX — Pavillon der Hochschule Mainz
Ludwigsstraße 2, 55116 Mainz
8:30 | Einlass |
③ |
Moderation: Matthias Müller |
9:00 |
Rafał Szrajber ↓ Strzemiński Academy of Art Łódź A story as a carrier of information about cultural heritage – from credible reconstructions to visual fiction in video games. |
9:20 |
Ewa Manikowska ↓ University of Warsaw The Gwoździec Synagogue Replica in the Museum of the History of Polish Jews. The human and symbolic dimension of reconstruction. |
9:40 |
Stefan Heinz ↓ Akademie der Wissenschaften Mainz Germania digital?
|
10:00 |
Dietmar Kurapkat, Anne Mollenhauer ↓ Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, Berlin Durch die virtuellen Basargassen von Aleppo – zu den denkmalpflegerischen Potenzialen einer webbasierten Game Engine Umgebung |
10:20 | Diskussion |
10:40 | Kaffeepause |
④ |
Moderation: Lorenz Frank |
11:20 |
Clemens Brünenberg ↓ Technische Universität Darmstadt Augmented Reconstruction – Interdisziplinäre Methodenentwicklung in den Mixed Realities für die historische Bauforschung |
11:40 |
Sarah Pittroff ↓ Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz Von der Rekontextualisierung digitaler Bilder zur Visualisierung historischer Zustände – Modellierung und Kontextualisierung digitaler Corpusfotografien im Cultural Heritage Framework |
12:00 |
Piotr Marciniak ↓ Poznań University of Technology Analog or digital? About phenomenology and architectural heritage in times of crisis. |
12:20 |
Julia Röttjer ↓ Deutsches Polen-Institut Darmstadt Visualisierung für eine globale Öffentlichkeit? Die Präsentation von Objekten der polnischen Denkmalpflege in der internationalen Zusammenarbeit |
12:40 | Diskussion |
13:00 | Mittagspause |
| |
14:30 |
Visit of the Gutenberg Museum |
14:30 |
Besichtigung St. Johannis |
14:30 |
Stadtführung „Rekonstruktion der Stadt Mainz nach 1945“ |
14:30 |
Besichtigung des Mainzer Rathauses |
Moderation: Piotr Korduba in Kooperation mit dem Landesmuseum Mainz – Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz Landesmuseum Mainz | |
16:30 |
Empfang mit Umtrunk und Führung durch das “Digital Urban History Lab – Digitales Forschungslabor zur historischen Stadtentwicklung” |
18:30 |
Krzysztof Koszewski ↓ Warsaw University of Technology A picture is worth a thousand… doubts?
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Tag 3
23. Oktober 2021
LUX — Pavillon der Hochschule Mainz
Ludwigsstraße 2, 55116 Mainz
⑤ |
Moderation: Beate Störtkuhl |
10:30 |
Aleksandra Lipińska ↓ Ludwig-Maximilians-Universität München Materialität im digitalen Umfeld. Überlegungen zum aktuellen Forschungs- und Methodenstand. |
10:50 |
Leon Ziemer ↓ Akademie der Polizei Hamburg Wenn Bilder Forschungsmeinungen diktieren |
11:10 |
Anke Naujokat ↓ RWTH Aachen Was weiß das Bauwerk, was sein digitales Abbild nicht weiß? Zu den Herausforderungen im Umgang mit digitalen Modellen in der objektorientierten Architekturgeschichtsforschung |
11:30 |
Magdalena Kunińska ↓ Jagiellonian University Changing reproductory media and the discourse of art history |
11:50 | Diskussion |
Eröffnungsreden
Susanne Weissman
Begrüßung durch die Präsidentin der Hochschue Mainz
Piotr Kuroczyński, Matthias Müller
Begrüßung durch die Organisatoren
Dethard von Winterfeld
Grußwort
Einführungsvortrag
Ewa Chojecka
Arbeitskreis deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger
Worum geht es diesmal? Kunstgeschichte und Denkmalpflege im Blickfeld neuer Erkenntnisse /Perspektiven/ Methoden in unterschiedlichen Prozessen der Digitalisierung; avangardistisch, zukunftsweisend, historisch verankert, geisteswissenschaftlich erörtert.
Dabei erscheint die Wiederkehr des diesjährigen Tagungsortes mit dem angesagten Thema in Mainz fast symbolhaft: Ist es doch die Stadt Gutenbergs, wo vieles was wir heute mittels Digitalisierung erreichten, einst in karg bemessenen technischen Begrenzungen den Anfang nahm: Druck und Inkunabelgraphik- das erste mechanisch vervielfältigte Bild und Abbild als Massenmedium und konzeptuelle Schablone. Hier scheint die historische Quelle dessen zu sein, was gegenwärtig als digitale Visualisierung gilt. Mehr dazu erfahren wir auf unserer Tagung.
Ewa Sabina Chojecka, Kunsthistorikerin mit einem Schwerpunkt in der Graphik und Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts sowie in der mitteleuropäischen Kunst und Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Kunsttheorie und dem Kulturerbe.
Sie studierte an der Jagellonischen Universität Krakau, an der Sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin zwischen 1958 und 1977 in Lehre und Forschung tätig war (Promotion 1959, Habilitation 1969).
In den Jahren 1977 bis 2003 war Sie Inhaberin des von ihr gegründeten und aufgebauten Lehrstuhls für Kunstgeschichte der Schlesischen Universität in Katowice.
Aktives Mitglied im „Arbeitskreis deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger“ seit dem Initialtreffen im Rahmen von den „Deutsch- Polnische Universitätstagen“ an der JGU Mainz im Jahr 1988.
① |
Neue Welten:
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Gerhard Weilandt, Oleksandra Bruns
Methoden und Herausforderungen einer virtuellen Forschungsumgebung am Beispiel des Projekts TOPORAZ – Nürnberger Topographie in Raum und Zeit
Gerhard Weilandt studierte Geschichte, Kunstgeschichte sowie Sozial- und Wirtschaftsgeschichte in Bonn und München mit den Abschlüssen Magister (1983) und Promotion (1989). Danach arbeitete er am Württembergischen Landesmuseum Stuttgart in einem Ausstellungsprojekt zur Ulmer Kunst um 1500 und anschließend in einem langjährigen DFG-Forschungsprojekt der TU-Berlin (Projektleiter Robert Suckale) zur fränkischen Tafelmalerei vor Dürer. Im Jahr 2004 habilitiert er sich in Berlin (TU), seit 2011 ist er als Lehrstuhlinhaber Kunstgeschichte an der Universität Greifswald tätig. Er veröffentlichte zahlreiche Publikationen zur ottonischen Kunst, mittelalterlichen Malerei und Skulptur, Künstlerwerkstatt, zu Bildfunktionen und zur Geschichte des Ostseeraums. 2015 – 18 und erneut seit 2020 leitet er in Zusammenarbeit mit FIZ-Karlsruhe ein von der Leibniz-Gemeinschaft gefördertes Projekt zur 3D-Modellierung der historischen Altstadt von Nürnberg, in dem auf innovative Weise Text und Bild miteinander verknüpft warden.
Oleksandra Bruns is a junior researcher at FIZ Karlsruhe and a PhD Student at Karlsruhe Institute of Technology. After graduating in Computational Linguistics at Bielefeld University in 2020, she joined the research group for Information Services Engineering. Her research interests focus on applying natural language processing in semantic web applications in particular for the cultural heritage domain. Oleksandra Bruns works on TRANSRAZ project that aims at building a digital 3D model of Nuremberg and connect the architectural objects with semantically linked data that was extracted from archival resources. She is responsible for enriching the data with external information resources related to topographies, persons, organizations, places, and events. For this purpose a project-specific ontology is developed on which the TRANSRAZ knowledge graph is based. Moreover, she is a part of several cultural heritage projects as Archivportal‑D: subject-related points of access, “Wiedergutmachung” and NFDI4Culture.
Frithjof Schwartz
Raumdatengestützte Werkzeuge. Neue Methoden zur Analyse funktionaler Bezüge zwischen Raum und Betrachter
In meinem Beitrag möchte ich ich die Entstehung neuer Methodenansätze durch den Einsatz raumdatengestützter Forschungsumgebungen zeigen und propagiere damit eine Erweiterung der Forschungsparadigmen. Bei meinen Analysen geht es um visuelle Bezüge zwischen Raum, Ausstattung und Betrachter. Gestützt auf die Daten in einer 3D-Geometrie (VRE GenericViewer) werden Bedeutungsebenen von Sichtachsen (viewsheds), die soziale Bedeutung von Betrachterstandpunkten, die soziale Raumdichte (Space Syntax-Analyse) am Beispiel eines historischen Kirchenraums gezeigt. Die Ergebnisse ermöglichen eine Reanimierung verlorener Strukturen sensueller Wahrnehmung und bieten die Möglichkeit, Handlungsabläufe und Funktionen sehr genau zu rekonstruieren. Der Beitrag konzentriert sich auf visuelle Aspekte und vornehmlich auf das Sehen, Verbergen und Zeigen. Die Datenanalyse zeigt, dass mit Hilfe der Informationstechnologie verlorene räumliche Szenarien wiederbelebt werden können und ehemalige Zusammenhänge, Orte der Ausstattung und Handlungen rekonstruierbar werden. Durch die Untersuchungen wird das Wissen um die Komplexität der Bezüge zwischen Raum, Ausstattung und Betrachter in entscheidenden Punkten erweitert.
Dr. Frithjof Schwartz studierte Kunstgeschichte, Kulturanthropologie und Kirchengeschichte in Mainz. Nach langen Studienaufenthalten in Florenz und Rom promovierte er über die Dominikanerkirche Santa Maria Novella (Il bel cimitero. Santa Maria Novella in Florenz 1279 – 1348, Berlin 2009).
Nach kuratorischer Tätigkeit am Mainzer Landesmuseum und Mitarbeit am Projekt Piazza e monumento (KHI Florenz) wechselte er 2011 an die Akademie der Wissenschaften u. d. Literatur/Mainz. Dort leitete er 2012 – 15 das BMBF-Projekt, Inschriften im Bezugssystem des Raumes. In Zusammenarbeit mit dem i3mainz der HS Mainz wurde eine VRE für 3D Räume, der GenericViewer, entwickelt.
Seit 2018 ist er bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg und leitet dort das Leuchtturmprojekt Virtuelle Rekonstruktion von Kulturliegenschaften. Erstes Ergebnis App zur Festung Hohentwiel.
Julia Rössel
Visualisierung von Text- und Bilddaten zu Bauwerken in Online-Datenbanken
Die Publikation von Daten zu Architektur online geschieht im Zuge einer komplexen Gemengelage institutioneller, wissenschaftlicher und anderer Interessen. Hinter den Interfaces mit denen wir als Nutzer*innen konfrontiert werden, stehen sowohl die Prozesse der Reproduktion von Bildern als auch jene zur computergestützten Erschließung schriftlicher Information. Das Webdesign der Plattform stellt eine ephemere Konstellation der Medien Bild und Text dar. Der Vortrag nimmt daher an, dass auch die Projektion von Bild- und Metadaten zu Architektur in online zugänglichen Bilddatenbanken als Visualisierungen betrachtet werden kann und damit eine Erscheinungsform der Architektur-Visualisierung bildet. Hieraus ergeben sich die Fragen, was uns Datensätze in Bilddatenbanken eigentlich kommunizieren und wie Wissen in der Parallelprojektion von Text und Bild entsteht?
Was bei der Perzeption dieser Visualisierungen häufig unbewusst bleibt ist, dass sie durch bestimmte Prozesse geprägt sind, die im Hintergrund ablaufen, z.B. maschinelle Abfragen und Filtern von Informationen. Als Nutzer*innen navigieren wir durch ein Set von visuell strukturierten Funktionen. Dabei ist ein zentraler Bestandteil der Visualisierung eines Datensatzes in einer Online-Datenbank die Maschinenverständlichkeit der Informationen. Die Visualisierungen von Daten zu Architektur zeichnen sich also durch verschiedene mediale Ebenen aus, welchen bestimmte Codierungen zugrunde liegt. Wie diese sich gestalten wird im Vortrag beispielhaft erörtert.
Die Art der Codierung und die konkrete Verortung der Information in der Datenstruktur ist zentral für den Erfolg von Suchanfragen, aber auch für das Ausmaß dessen, was über die Architektur gesagt werden kann. An dieser Stelle setzt die Standardisierung von Daten und Datenmodellen an. Für die Publikation in Online-Datenbanken entsprechen die Daten oft solchen Standards strukturell aber auch die Nutzung von Normvokabular. Wissen zu Architektur entwickelt sich ebenso weiter, wie die Systeme zur Publikation von Daten. Die dritte Ausgangsbeobachtung ist also, dass die Informationsstruktur, die den Visualisierungen von Architektur in Bilddatenbanken zugrunde liegt entsprechend flexibel und erweiterbar sein muss, um veränderlichen Anforderungen der Publikation gerecht zu werden. Welche Herausforderungen und Möglichkeiten ergeben sich hierdurch für die Darstellung von Architektur?
Die genannten Punkte werden an Beispielen aus architekturbezogenen Bilddatenbanken, wie z.B. dem Bildindex und anderen erörtert. Dabei werden die verschiedenen medialen Schichten von Bilddatenbanken zur Architektur aufgezeigt, sowie verschiedene Wege der Verzeichnung von Architektur. Als ein informationeller Standard wird das XML-basierte Austausch-Format LIDO erläutert.
Julia Rössel M.A. ist Kunsthistorikerin und Medienwissenschaftlerin und promoviert im Fach Kunstgeschichte zur digitalen Übersetzung Graphischer Sammlungen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Dabei liegen ihre Forschungssinteressen im Bereich der Theorie, Technik und Ästhetik Kunstwerke reproduzierender Medien sowie der Museologie. Mit dem Thema Datenqualität und Metadatenanalyse befasste sie sich bereits zuvor im Zuge Ihrer Arbeit im Projekt Virtuelles Kupferstichkabinett an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel ab 2018. Seit 2019 koordiniert sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin das interdisziplinäre Projekt KONDA (Kontinuierliches Qualitätsmanagement dynamischer Forschungsdaten zu Objekten der materiellen Kultur und Anwendung von LIDO) am DDK Bildarchiv Foto Marburg. Im Zuge des KONDA-Projektes entwickelt sie ein LIDO Anwendungsprofil für Daten zu ortsfesten Bauwerken und erarbeitet ein entsprechendes Handbuch.
Sławomir Brzezicki
„Wenn der Dehio nur bebildert wäre…“ – von einem textuellen Erfassungsstandard zur Visualisierung der Information über Architekturobjekte im digitalen Medium
Von der Ursprungsidee des Dehio-Handbuchs bleiben die wichtigsten Bestandteile beibehalten: gezielte Auswahl der Objekte, Vermittlung gut strukturierter und aktueller Informationen, um in einer komprimierten Aussage die Entstehungs- und Änderungsgeschichte sowie die wichtigsten Charakterzüge eines Gebäudes festzuhalten und in den breiten kunsthistorischen Kontext einzubetten, dazu die Publikation in handlicher Form.
Mit den neuen Möglichkeiten im digitalen Zeitalter wird aber die Obergrenze der zwei Buchdeckel endgültig aufgehoben und die Wissensvermittlung über Bauwerke müssen neu definiert und ausgestaltet werden. Auf unterschiedlichen Erschließungs- und Darstellungsebenen werden die Informationen zu den Bauobjekten vermittelt, wechselseitig dekodiert und wieder enkodiert.
Die Visualisierung hilft in dreifacher Hinsicht die wichtigen Kernaufgaben eines Dehios zu ergänzen und zu stärken: Beginnend mit Illustrierung durch visuelle Quellen zum jeweiligen Objekt und seinem räumlichen Kontext, die dem Leser die selbstständige intellektuelle Dekodierung eines Textes ermöglicht (Textverständnis). Weiterhin fördert sie die Sichtbarkeit textueller Informationen in breiterem Kontext (sowohl des Handbuchs wie auch der Architekturgeschichte allgemein). Und schließlich hilft sie die Aufmerksamkeit auf bestimmte Inhalte zu richten (Nutzerführung).
Das digitale Medium ermöglicht Dekodierung der Informationen der semantisch dicht aufgeladenen Texte zur besseren Verständlichkeit für Menschen und sogar zugleich für Maschinenlesbarkeit. Die ergänzenden Metadaten als schematische Darstellung eines Objektes dienen dabei zur Projektion komplexer Informationsbezüge (wie Baustruktur und Baugeschichte). Den Kern bildet eine standardbasierte Anwendungsontologie. “Abgebildet“ wird das Bauwerk in einem Datenmodell, das in der Lage ist die knappst ausformulierten textuellen Angaben zu einer komplexen Objektstruktur zu visualisieren und semantisch in einem „Spiel“ zwischen dem Objekt, dem Raum und dem Akteur festzuhalten unter Einbeziehung der zeitlichen Dimension. Dank der standardisierten Erfassung der Entitäten sowie der Anwendung und Weiterentwicklung des Thesaurus – mit dem Nebenziel der Anreicherung von Normdatensätzen (GND, AAT) – entsteht die erweiterte Sichtbarkeit des realen, materiellen Objektes in der Welt des Linked Open Data.
Im Frontend (Nutzeroberfläche) wird also die Visualisierung im Publikationsmedium (Portal) angewendet, um das Konzept sowohl der autonomen wie auch der geführten Nutzung umzusetzen. Dank ausgewählter Bildmaterialien zum Objekt, der Konfiguration der kombinierten Suche sowie der von Metadaten unterstützten Vermittlung der internen und externen Relationen zu weiteren Ressourcen wird das Ziel verfolgt, einen Erfassungsstandard zu gestalten, der ebenso leichte Durchsuchbarkeit (Retrieval) wie auch Anschlussfähigkeit (Vernetzung) gewährleistet.
Auf diese Weise sollen die Entwicklungen und Erfahrungen beim Aufbau der Wissensinfrastruktur „digitales Dehio-Handbuch“ (Dehio OME. Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa) sowie in begleitenden Projektkontexten (Semantics4Art&Architecture, NFDI4Culture) eine neue Grundlage für die digitale Dokumentation von Bau- und Kunstdenkmälern bzw. von materiellem Kulturerbe bilden.
Sławomir Brzezicki M.A., wiss. Mitarbeiter und Projektkoordinator am Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibnitz-Gemeinschaft in Marburg. 1994 – 2000 studierte Kunstgeschichte an der Universität Wrocław und LMU München mit dem Schwerpunkt Architekturgeschichte des XIX Jahrhunderts. Seit 2000 u.a. als Koordinator, Redakteur und Autor beteiligt an der vom Arbeitskreis initiierten Reihe der Kooperationsprojekte „Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen/Zabytki sztuki w Polsce“ (aktuell an Projekten zu Nordostpolen und Estland). Im weiteren Fokus seiner Arbeit stehen Fragen der Digitalen Kunstgeschichte, vor allem die Probleme der Erschließung, der Analyse und der Präsentation von Bau- und Kunstdenkmälern, wie auch des Kulturerbes im weiteren Sinne. In den letzten Jahren beteiligt an Entwicklungen der Fachinformationssysteme zu Bau- und Kunstdenkmälern, hier vor allem an den Projekten zur Erarbeitung eines digitalen Dehio-Standards (Dehio Ostmitteleuropa, Dehio Deutschland) sowie weiteren Lösungen für semantische Datenstrukturen. Dabei liegen in seinem Interesse vor allem die Probleme der Datenmodellierung, Metadaten-Standards und Klassifikationssysteme sowie Visualisierung der Informationen.
Bernd Kulawik
Die Problematik der Rekonstruktion zukünftiger historischer digitaler Visualisierung(en)
Bernd Kulawik war Schiffsmaschinist und studierte 1986 – 1988 an der TU Dresden Physik (mit Schwerpunkt Informationswissenschaft) sowie 1990 – 1996 Musikwissenschaft und Philosophie an der TU Berlin (Magisterarbeit 1996 über Monteverdis Seconda Pratica). Dort wurde er 2002 mit einer Dissertation zur Baugeschichte von St. Peter in Rom promoviert. Seit 1982 programmierend, arbeitete er seit 2000 in Datenbank-Projekten wissenschaftlicher Forschungseinrichtungen in Deutschland, Italien und der Schweiz, seit 2019 als selbständiger IT-Berater. Neben der bisher ungelösten Problematik der langfristigen Verfügbarkeit digitaler Daten sowie ausgewählten Themen der Philosophie- und Renaissance-Musikgeschichte beschäftigt ihn seit seinem vom Schweizerischen Nationalfonds (2013 – 2017) geförderten Forschungsprojekt zum Studium antiker Architektur in Rom um 1550 die dabei wiederentdeckte «Accademia de lo Studio de l’Architettura» und ihr vermutlich erstes interdisziplinäres und internationales Forschungs- und Publikationsprojekt, welches die jeweils umfassendsten und präzisesten, bisher weitgehend unerschlossenen Dokumentationen antiker Bauwerke, Skulpturen, Münzen und Inschriften hervorbrachte und damit die materialen Grundlagen historischer Fächer sowie wissenschaftlicher Methodik legte.
② |
Digitale quellenbasierte 3D‑Rekonstruktion als neuer Forschungsraum |
Fabrizio Nevola, Donal Cooper, Chiara Capulli, Luca Brunke
Florence4D: Reconstructing Renaissance Altarpieces in Florentine Churches
This talk will compare approaches to the digital reconstruction of church interiors by considering how different research questions, and uneven on-site evidence, raise contrasting challenges and call for distinct methodological responses. It draws on a number of modelling case studies from the Florence4D project: the church of the Innocenti hospital, whose major artworks survive without their framing elements in the adjacent museum, and Sant’Ambrogio, where the Renaissance altar frames remain intact but many paintings have been removed. With these examples we discuss workflows for visualizing uncertainty, addressing gaps in the sources, and acknowledging the limits of scholarly interpretation in digital reconstructions. Meanwhile San Pier Maggiore, one of Florence’s most important churches, was demolished in the 1780s. While the building is lost, extensive archival documentation allows us to trace the rich relationship between this institution, wealthy Florentine patrons and the artworks that they commissioned for their chapels. Here we see how digital tools can compensate for missing material evidence in situ, by considering how standardised data collection and processing for the well-documented history of this Florentine institution can still spatially reveal how the church interior changed over time, and which actors were involved.
Irrespective of the approach adopted, semantically structured metadata enables cross-reading and reusability of data. Ontologies not only highlight the degree of uncertainty due to gaps and inconsistencies in the sources but also provide a framework for interoperability that can answer different research questions while challenging any unproblematic recreation of the past. We also set these examples within a deeper historiography of Florentine architectural studies, reflecting on how these churches have been visualized in traditional plans/elevations and why – as buildings – they were almost entirely neglected by generations of architectural historians.
Fabrizio Nevola is Chair and Professor of Art History and Visual Culture at the University of Exeter, specialising in the urban and architectural history of Early Modern Italy. He is PI of Florence4D and author of Street Life in Renaissance Italy (Yale, 2020).
Donal Cooper is Senior Lecturer in Italian Renaissance Art at the University of Cambridge, and an expert on Italian ecclesiastical art and architecture; he is CoI on Florence4D. Both Nevola and Cooper have been involved in various digital mapping and modelling projects related to Florentine Renaissance material over the past decade (‘Hidden Florence’ app, Santa Chiara Chapel at the V&A).
Chiara Capulli is RA on Florence4D and a PhD candidate at the University of Cambridge.
Luca Brunke, also RA on Florence4D, is a digital modeller trained at the University of Tübingen.
Peter Heinrich Jahn
Digitale Plan- und Entwurfsanalysen in 2D und 3D barocker baulicher Repräsentationen des polnischen Königtums – Forschungsprojekte zu den Schloss- und Zwingerplanungen für Dresden während der Regierung Augusts des Starken
In Dresdner Archiven und Bibliotheken (Hauptstaatsarchiv des Sächsischen Staatsarchivs, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek, Sächsisches Landesamt für Denkmalpflege sowie Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen) ist zur umfassenden Neuplanung des Dresdner Residenzareals zahlreiches Planmaterial erhalten geblieben. Unter August dem Starken konnte nur der sogenannte Zwinger als Garten- und Festareal realisiert werden, nicht aber der gleichzeitig beabsichtigte Umbau oder gar Neubau des Residenzschlosses. Medial betrachtet reicht die Spanne dieses historischen Planmaterials von Lageplänen und Detailgrundrissen über Präsentationsentwürfe bis zu Kupferstichtafeln und Entwurfsskizzen. Die im Vortragstitel angedeuteten, aufeinander aufbauenden Forschungsprojekte haben sich seit 2008 die neuerliche, bislang im Buchmedium und mithilfe von Analogfotografie bewerkstelligte Erforschung dieses historischen Planmaterials zur Aufgabe gemacht, mit dem zukunftsgewandten Willen, die sich anbietenden Vorteile der Digitaltechnik zu nutzen:
2008 – 2021, Schlösserland Sachsen – Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH: „Zurück in die Zukunft – Die Visualisierung planungs- und baugeschichtlicher Aspekte des Dresdner Zwingers“
2016 – 2019, Institut für Kunst- und Musikwissenschaft der Technische Universität Dresden, drittmittelfinanziert durch die Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung: „Matthäus Daniel Pöppelmann (1662 – 1736) – Die Schloss- und Zwingerplanungen für Dresden. Planen und Bauen im ‚modus Romanus‘“
fortgesetzt ebd. mit neuem, der evaluierten Erkenntnislage Rechnung tragenden Projektnamen:
2020 – 2022, nun drittmittelfinanziert durch die Gerda Henkel Stiftung: „Der König plant mit – die Dresdner Residenzbauprojekte unter August dem Starken (reg. 1694 – 1733). Analyse, Interpretation und Katalogisierung des historischen Planmaterials zu Residenzschloss und Zwinger“
2D-Analysen werden manuell mit Hilfe von Photoshop-Bildbearbeitungssoftware durchgeführt: So können durch digitale Proportionalskalierung Maßstabssprünge innerhalb von Planungen ausgeglichen werden. Mittels Transparentschaltung von Ebenen lassen sich Überlagerungen vornehmen, die Kongruenzen bzw. Divergenzen ans Licht bringen und dadurch über ein etwaiges Zueinanderpassen von Entwürfen Aufschluss geben. Ein verantwortungsvolles, sich der mannigfaltigen Fehlerquellen kritisch bewusst seiendes wissenschaftliches Arbeiten ist hier gefordert.
Mit Hilfe von 3D-Modellierung schließlich werden ausgewählte nicht ausgeführte Planungen im Sinne von Simulation hinsichtlich ihrer Baubarkeit sowie ihrer plastischen und stadträumlichen Wirkung überprüft. Hier wird mit professionellen, jedoch nicht dem Architekturfach entstammenden 3D-Modelleuren kooperiert, welche die Professur für Medieninformatik der Hochschule für Wirtschaft und Technik (HTW) ausgebildet hat. Probleme im Sinne von Limitationen und Hürden bereiten dabei der Zeit‑, Personal- und Kostenfaktor sowie die transdisziplinäre Kommunikation zwischen den diversen Akteuren.
Die 3D-Modelle bedürfen eines dem Medium und seiner Technik angemessenen dynamischen Präsentationsformates: Ein erster baugeschichtlicher Modellfilm zum Zwinger konnte 2013 der Öffentlichkeit im Rahmen einer Ausstellung präsentiert werden („Pöppelmann 3D: Bücher – Pläne – Raumwelten“, SLUB Dresden). Jüngst (im Juli 2021) eröffnete Schlösserland Sachsen im Dresdner Zwinger die multimediale, mit immersiven Erlebnisformaten operierende Dauerausstellung „Zwinger Xperience“, realisiert durch die Berliner Medienfirma m‑box. Eine internetgestützte kritische Veröffentlichung der Einzelmodelle mit dem von der Dresdner HTW entwickelten Darstellungstool „DokuVis“ ist weiterhin in Planung. Außerdem wird derzeit an der Präsentation eines Zwinger- und Residenzschloss vereinigenden Gesamtmodells für das Schlossmuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gearbeitet.
Peter Heinrich Jahn, Dr. phil., derzeit Forschungsstipendiat am Institut für Kunst- und Musikwissenschaft der TU Dresden, studierte von 1989 bis 1996 Mittlere, Neuere sowie Byzantinische Kunstgeschichte an der LMU München und wurde 2006 von der Universität Augsburg mit einer Arbeit über die Sakralarchitektur des Wiener Barockarchitekten Johann Lucas von Hildebrandt promoviert. Seit 2016 bearbeitet er, finanziert durch die Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung und die Gerda Henkel Stiftung, die Dresdner Schloss- und Zwingerplanungen während der Regierung Augusts des Starken.
Zuvor, 2010-12, war er Postdoc-Stipendiat im Rahmen des Research-Fellow-Programms „Werkzeuge des Entwerfens“ am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM) der Bauhaus-Universität Weimar.
Seit den Dissertationsforschungen erfolgte eine Spezialisierung auf die Praxis und Medialität frühneuzeitlicher architektonischer Entwurfsverfahren, Modellierungspraktiken inbegriffen. Im Zuge dessen seit 2008 tätig für das 3D-Modellierungsprojekt „Zurück in die Zukunft – Die Visualisierung planungs- und baugeschichtlicher Aspekte des Dresdner Zwingers“ von Schlösserland Sachsen – Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH. Aktuell Mitglied im DFG-Netzwerk „Digitale 3D-Rekonstruktionen als Werkzeuge der architekturgeschichtlichen Forschung“.
Piotr Kuroczyński, Karolina Jara, Igor Bajena
Synagoge am Anger im Kontext dreier Glaubensgemeinschaften – Digitale Rekonstruktion und Dokumentation der Breslauer Synagoge
Im Ergebnis entstand ein semantisch aufgeladener 4D-Informationsmodell der Synagoge am Anger, der im Bezug zur Michaelis- und Salvatorkirche in Breslau um 1870 erschlossen wurde. Das Projekt entwickelte eine digitale Methodik für computerbasierte 3D-Rekonstruktionen zerstörten kulturellen Erbes innerhalb der „Digital/Spatial Humanities“ und stellt eine innovative Kontextualisierung der 3D-Rekonstruktion rundum kunst- und bauhistorische Fragestellungen. Im Zentrum der Betrachtung steht die quellenbasierte (hypothetische) 3D-Rekonstruktion der Synagoge mit den Mitteln unserer Zeit – unter Anwendung von »historic Building Information Modelling« und unter Integration geisteswissenschaftlicher und topografischer Informationen hinsichtlich des gebauten kulturellen Erbes. Der Vortrag möchte die Ergebnisse des Projektes unter besonderer Berücksichtigung der Chancen und Herausforderungen von digitaler 3D-Rekonstruktion als einen neuen architektur- und stadthistorischen Forschungsraum vorstellen.
Piotr Kuroczyński Geboren 1979 in Lodz (Polen). Studium der Fachrichtung Architektur an der Technischen Universität Darmstadt (1999 – 2005). Spezialisierung auf dem Gebiet der digitalen 3D-Rekonstruktion, Dokumentation und Visualisierung des kulturellen Erbes. Forschung und Lehre an der Technischen Universität Darmstadt im Fachgebiet Informations- und Kommunikationstechnologie in der Architektur beim Professor Manfred Koob (2005 – 2010). Promotion zum Thema der Medialisierung der Stadt (2010). Freiberufliche Tätigkeit als Creative Producer/Director bei der Kommunikationsagentur Atelier Markgraph in Frankfurt am Main (2010 – 2013). Seit 2010 mehrere Lehraufträge an der Technischen Universität Warschau (Polen) und an der Technischen Universität Darmstadt. Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektkoordinator am Herder-Institut für historische Forschung in Ostmitteleuropa (2013 – 2016). Mitbegründer und Vorsitzender der Arbeitsgruppe Digital 3D-Rekonstruktion im Verband Digital Humanities im deutschsprachigen Raum. Seit 2017 ist er Professor für angewandte Informatik und Visualisierung im Bauwesen an der Hochschule Mainz. Seit 2018 Leitung vom Architekturinstitut (AI MAINZ) und Chefredaktion der Buchreihe Computing in Art and Architecture an der Universitätsbibliothek Heidelberg
Karolina Jara Kunst- und Architekturhistorikerin, geboren und aufgewachsen in Wroclaw (Polen). Studium der Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Breslau (2006 – 2013). Ihr Forschungsinteresse fokussiert die Architekturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Doktorandin an der Universität Breslau, wo sie über das Thema „Architektur und Stadtplanung in Schlesien im Dritten Reich“ unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Agnieszka Zabłocka-Kos promoviert. Seit März 2018 wird ihr Forschungsprojekt vom Nationale Zentrum für Wissenschaft (NCN, Polen) im Rahmen des Stipendiumprogramms „Preludium“ unterstützt. 2019 erhielt sie ein Stipendium „Start“ von der Polnischen Forschungsstiftung (FNP). 2018 – 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Architekturinstitut der Hochschule Mainz (Projekt der digitalen Rekonstruktion der Breslauer Synagoge). Seit 2020 Mitarbeiterin der der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz.
Igor Bajena Architect, born and raised in Biała Podlaska (Poland). He studied architecture and urban planning at Warsaw University of Technology and graduated in 2019 with a MSc in architecture on architectural heritage specialty. Since august 2019 he works as a research associate at the Architecture Institute of the University of Mainz in the field of digital reconstruction. Currently, he is starting his PhD at the University of Bologna in the topic of documentation and publication of digital reconstructions.
Fabrizio I. Apollonio, Federico Fallavollita, Riccardo Foschi
The Problem of Visualizing Unconstructed or Lost Architectural Projects
(1761 – 1829), Andrea Palladio (1508 – 1580) and Claude-Nicolas Ledoux (1736 – 1806).
Fabrizio Ivan Apollonio PhD, he is a Full Professor of Architectural Representation and Director of the Department of Architecture of the Alma Mater Studiorum University of Bologna. His main research topics lie in virtual reconstruction, semantic modelling and applications in the field of ICT to cultural heritage, and development of information/cognitive systems aimed at fruition of study and documentation of CH. Since 2014 is Partner of AG Digitale Rekonstruktion working group. He has published essays, reports, papers and books about urban surveying for the protection of architectural heritage and also about architectural drawing. He has been a promoter and a member of the scientific board for the nomination of Mantua and Sabbioneta (2008) and of Bologna’s Porticoes (2021) for the UNESCO-WHL.
Federico Fallavollita PhD, He is Associate Professor at the Department of Architecture of University of Bologna where he teaches courses of drawing at the single cycle degree/combined bachelor and master in Architecture and first cycle degree Bachelor in Industrial Design. He graduated with honors in architecture at Sapienza University of Rome. In 2008 he obtained a PhD in Sciences of Representation and Survey at the Department: History, Design and Restoration of Architecture at Sapienza University of Rome with a thesis entitled: The ruled surfaces and developable surfaces, a reading through the virtual lab. He deals with the issues of representation and survey of architecture. He is mainly interested in renewal of descriptive geometry through the new informatics tools. His research focused as well on the hypothetical virtual reconstruction of architecture never built or lost.
Riccardo Foschi PhD, he is a research fellow, tutor and adjunct professor in the field of Architectural Representation and real time rendering in the faculty of Architecture and Industrial Design, Alma Mater Studiorum University of Bologna. He is the author of many articles in the field of virtual representation, in particular his research topics lie in the field of, virtual reconstruction of never built or lost architectures, applied digital origami, parametric and algorithmic modeling, descriptive geometry and survey of cultural heritage manufacts with laser scanner, stereophotogrammetry and photometric stereo techniques.
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Rekonstruktion des Nichtvorhandenen? Technische Möglichkeiten und ethische Fragen bei ungebauten oder verlorenen Objekten |
Rafał Szrajber
A story as a carrier of information about cultural heritage – from credible reconstructions to visual fiction in video games.
Rafał Szrajber Born and bred in Lodz; an architect, designer and lecturer at the Strzemiński Academy of Art in Lodzand Lodz University of Technology. His research interests include the topic of architecture in videogames, game design as a creative process, and the use of local heritage in the area of new media as away of building local identity and values. He lectures courses such as fundamentals of game design, interface design for video games and level design. He maintains a keen interest in environmental storytelling and information-rich game world design. What interests him most in the virtual dimension is the relationship between human beings and space (the series of Game City and GameDistricts). By immersing himself in VR, he relishes the opportunity to stop the hands of time andsketch – not only on a piece of paper. An ambassador of the games industry and promoter of inter-university cooperation in the field video game education. A co-organizer of the Team GameDevelopment Competition (ZTGK) and Game Graphics Contest. The inventor of the underground world of Steam Rifts.
Ewa Manikowska
The Gwoździec Synagogue Replica in the Museum of the History of Polish Jews. The human and symbolic dimension of reconstruction
Ewa Manikowska serves as an Associate Professor at the Institute of Art of the Polish Academy of Sciences in Warsaw (Poland). She holds a European Doctorate in the Social History of Europe and the Mediterranean (University of Warsaw/Ca’ Foscari University of Venice). She has also worked for various museum institutions, including Galleria Palatina in Florence and the National Museum in Warsaw. Her research interests focus on the history of collecting, survey photography, cultural heritage, and art restitution at the time of the First World War. Currently, she acts as Principal Investigator of the Polish research team of the EU-funded Project “Digital Heritage in Cultural Conflicts DigiCONFLICT”.
Stefan Heinz
Germania digital? Zum Umgang mit nicht gebauter NS-Architektur im analogen und digitalen Zeitalter
Der Vortrag zielt daher auf zwei sich ergänzende Fragestellungen ab: Einerseits soll die Rolle der in analogen Medien publizierten Modelle vergleichend hinterfragt werden und welchen Stellenwert man ihnen zugestehen muss. Andererseits soll der Bogen zur Methode der virtuellen Rekonstruktion, auch in ihrem Einsatz in der populärwissenschaftlichen Aufbereitung, geschlagen werden. Neben der durchaus diskutablen Frage, ob es moralisch legitim ist, die politische Kulissenarchitektur des Dritten Reiches derart zu überhöhen, stellt sich die methodische Frage nach der Veranschaulichung von Zeitschnitten. Da besonders die städtebaulichen Großplanungen einem stetigen Wandel unterworfen waren, ist die Frage, welche un-gebauten Zustände visualisiert werden sollen, naheliegend. Darin liegt jedoch zugleich eine große Chance dieser Aufbereitung: Neben der allgemeinen Erschließbarkeit eröffnen frei wählbare, polyperspektivische Blickwinkel zusätzliche Betrachtungsebenen und tragen so zu einem maßgeblich Erkenntnisgewinn bei.
Stefan Heinz studierte Kunstgeschichte und Geschichte an der Universität Trier und wurde 2013 mit der Arbeit „Richard von Greiffenklau und sein Grabmal – Studien zu einem geistlichen Fürsten an der Wende zur Neuzeit“ promoviert (Druck 2017). Von 2008 bis 2014 war er Lehrbeauftragter an der Universität Trier; mit Seminaren und Publikationen zu Themen der Architektur- und Kunstgeschichte. Von 2015 bis 2016 erfolgte ein zweijähriger Forschungsaufenthalt als FNR-Research-Fellow an der Université du Luxembourg mit dem Projekt „Identity Deletion: The strategies for architectural and urban redesign of Luxembourg City during the Nazi occupation“. Neben der Mitarbeit an diversen Ausstellungsprojekten, u.a. in Luxemburg, Bonn, Mainz und Trier war er Geschäftsführer der Volkshochschule Wittlich. Seit April 2020 ist Heinz Mitarbeiter am Stadtarchiv Stuttgart als Redakteur für das Digitale Stadtlexikon Stuttgart (50%) und zusätzlich seit September 2020 Bearbeiter des Inschriftenbestandes für den Kreis Cochem-Zell an der Akademie der Wissenschaften Mainz (50%).
Dietmar Kurapkat, Anne Mollenhauer
Durch die virtuellen Basargassen von Aleppo – zu den denkmalpflegerischen Potenzialen einer webbasierten Game Engine Umgebung
Noch vor dem Ende der Kampfhandlungen stellte sich die Frage, welche bauhistorischen Wissensgrundlagen für spätere Diskussionen zur denkmalgerechten Reparatur oder dem Wiederaufbau zu Verfügung stehen würden und wie diese den unterschiedlichen lokalen und internationalen Stakeholdern niedrigschwellig, anschaulich und zugleich wissenschaftlich nachvollziehbar zugänglich gemacht werden könnten. Im Rahmen des Archaeological Heritage Network wurde ein Projekt initiiert und von der Gerda Henkel Stiftung finanziert, das in zwei Arbeitsgruppen am Deutschen Archäologischen Institut (DAI) in Berlin und an der Architekturfakultät der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg die inhaltlichen Grundlagen recherchiert und in einem webbasierten 3D-Modell zusammengeführt hat. Das Modell veranschaulicht die historischen Denkmäler des Basars sowohl im rekonstruierten Zustand vor den Kriegseinwirkungen als auch mit den seit 2012 eingetretenen Beschädigungen und dokumentiert zugleich den bauhistorisch-denkmalpflegerischen Wissensstand über die komplexen Basarstrukturen. Die verfügbaren Metadaten (Pläne, Fotos, Luftaufnahmen, schriftliche Dokumente) wurden hinsichtlich der Verlässlichkeit ihrer Lokalisierung, sowie der Dimensionen und Formen der einzelnen Bauten ausgewertet. Die im Zuge der Modellgenerierung zwangsläufig in Erscheinung tretenden Widersprüche und Ungewissheiten werden nicht verschleiert, sondern explizit dargestellt und im Modell mit Bildquellen und Textreferenzen hinterlegt. Der Prozess des Modellbaus trägt damit zur Vergewisserung und kritischen Hinterfragung bauhistorischer Kenntnisstände bei und stellt dieses Wissen für folgende reale Diskussions- und Entscheidungsprozesse zur Verfügung. Um diese Erkenntnisse möglichst niedrigschwellig einem breiten Spektrum von Fachleuten und bürgerschaftlichen Communities zugänglich zu machen, musste ein technologischer Weg gefunden werden, die datenintensiven Gebäudegeometrien und Metadaten auch auf einfachen Endgeräten wie handelsüblichen PCs, Laptops, Tablets und Smartphones interaktiv und explorativ erfahrbar zu machen. Die Lösung besteht in der Umfunktionierung einer Open Source basierten, üblicherweise für die Programmierung von Computerspielen gebräuchlichen Game Engine Umgebung („Unreal Engine“) und ihrer Adaption für die oben genannten wissenschaftlichen und wissensdistribuierenden Zwecke sowie ihrer Ausstattung mit einer weitgehend intuitiv zu bedienenden Benutzeroberfläche. Über den denkmalpflegerischen Nutzen für die konkrete Fallstudie in Aleppo hinaus, verdeutlichen die Projektergebnisse die denkmalpflegerischen und bauhistorischen Potenziale der Game Engine Technologie auch für andere historische Orte und Bauten.
Dietmar Kurapkat hat an der Universität Karlsruhe Architektur studiert und wurde an der Technischen Universität Berlin im Fachgebiet Historische Bauforschung promoviert. Seine Forschungsgebiete reichen vom frühesten Bauen der Menschheitsgeschichte im vorderasiatischen Neolithikum über bronze- und eisenzeitliche, spätantike und osmanische Architektur in Vorderasien bis hin zur Baugeschichte und Denkmalpflege zu Bauten des 20. Jahrhunderts. Seit 2015 bekleidet er die Professur für Denkmalpflege und Bauforschung an der Fakultät Architektur der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg und leitet dort den multidisziplinären Masterstudiengang Historische Bauforschung.
Anne Mollenhauer holds an M.A. in Art History, Archaeology and Roman Languages from the University of Frankfurt am Main (1995) and a post-graduate degree in Building Archaeology and Conservation from Friedrich-Wilhelm University of Bamberg. She completed her D.Phil. in Archaeology on the “Genesis of a House Form. Urban Central Hall Houses in Beirut, Damaskus and Jerusalem and their surrounding in the 19th century” at Frankfurt university (2005).
Since 2000 she was involved in numerous projects dealing with architectural history and building archaeology: in Beirut (Lebanon), Resafa (Syria) and Erbil (Autonomous Region of Kurdistan Iraq).
Since 2019 she is coordinating the Syrian Heritage Archive Project at the Museum for Islamic Art, Pergamonmuseum, Berlin.
In addition she is a lecturer for Islamic Art and Archaeology at Frankfurt University.
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Praxisanwendungen in Bauforschung, Denkmalpflege und Didaktik |
Clemens Brünenberg
Augmented Reconstruction – Interdisziplinäre Methodenentwicklung in den Mixed Realities für die historische Bauforschung
Clemens Brünenberg is a Scientific Assistant at the Chair of Archaeology, Department Architecture at Technical University of Darmstadt and is specialised in digital architectural history and the development of digital methods in building archaeology. He studied Architecture at the Karlsruhe Institute of Technology. In 2015 he completed his doctoral thesis at the Brandenburg Technical University of Cottbus-Senftenberg on “The Roman Bath at Baalbek”, a study on the architectural history of a 3rd century Bath building and the development of Roman bath complexes in the Levant. Since 2014 he is teaching architectural history and methods of digital building documentation at TU Darmstadt. Besides research projects in Germany (Dieburg, Ingelheim), Italy (Pompeji) and Greece (Frangonissi/Olympia), his main research is focussed on the heuristic value of 3D models and the development of digital tools for architectural history and archaeology. Since 2019 Clemens Brünenberg has been directing the DFG-funded research project “Augmented Reconstruction” represented here and since 2021 he is PI of the BMBF-funded research project “4D – A Tool for affordance-based daylight analysis and simulation of Greek and Roman housing”.
Sarah Pittroff
Von der Rekontextualisierung digitaler Bilder zur Visualisierung historischer Zustände: Modellierung und Kontextualisierung digitaler Corpusfotografien im Cultural Heritage Framework
Das spezifische Verhältnis zwischen wissenschaftlichem Abbild und Text ist gleichermaßen wichtig und charakteristisch für die Strukturierung eines Corpus. Bild und Text werden gemeinsam zum Wissensträger: Der Werkzusammenhang spielt beispielsweise für die Beurteilung einzelner Fenster als Teil einer Ausstattungskampagne eine wichtige Rolle, die nicht in der Abbildung dafür aber im geschriebenen Text eines Corpusbandes zum Tragen kommt. Die digitale Abbildung hat im Vergleich zum Bild im gedruckten Band ein verändertes Verhältnis zum transportierten Wissen. Der im Band beschriebenen Wissensschatz findet sich im CVMA modelliert, also vereinfacht und standardisiert, eingebettet als Metadaten in der der digitalen Abbildung.
Die Wahrnehmung der digitalen Bilder findet aber zunächst entkontextualisiert sowohl vom räumlichen Zusammenhang (der aktuellen oder ursprünglichen Anbringung im Kirchenraum) der Werke als auch des linearen Corpustextes statt. Fragmentiert bis auf einzelne Scheiben werden Abbildungen im Bildarchiv (corpusvitrearum.de/bildarchiv.html) der Forschung und Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Über das Cultural Heritage Framework wird die Rekontextualisierung auf der Ebene des Datenmodells ermöglicht. Während das online Bildarchiv also die Gesamtheit der einzelnen Abbildungen zur Verfügung stellt, wird das Modul “Fensterkontext” die Zusammenfassung mehrerer Scheiben zu Fenstern, also übergeordneten Objekten präsentieren. Diese werden zur besseren Orientierung der Nutzer zu Objektgruppen oder architektonischen Teilräumen zusammengefasst. Am Beispiel der nur fragmentarisch erhaltenen Verglasung der Erfurter Barfüßerkirche kann gezeigt werden, wie hiermit unterschiedliche Zusammenstellungen der Scheiben zu verschiedenen historischen Zuständen der Fenster visualisiert werden können.
Sarah Pittroff ist an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz als wissenschaftliche Koordinatorin von NFDI4Culture tätig, dem Konsortium für Forschungsdaten des materiellen und immateriellen Erbes innerhalb der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur.
Ihre wissenschaftliche Heimat als Kunsthistorikerin ist die mediävistische Glasmalereiforschung. Diese pflegt sie als Projektkoordinatorin für das digitale Bildarchiv des Corpus Vitrearum Medii Aevi an der Digitalen Akademie, der Digital Humanities –Forschungsabteilung der AWLM, wie auch in ihrer Dissertation zu mittelalterlicher Glasmalerei und den Beziehungen ihrer Bildprogramme zur restlichen Kirchenausstattung bei Prof. Dr. Müller.
Als diplomierte Kommunikationsgestalterin ist ihr Blick für den Zusammenhang von Form und Aussage nicht nur aus der wissenschaftlichen Perspektive scharf sondern mit langjähriger Berufserfahrung auch aus der konstruktiv gestaltenden.
Piotr Marciniak
Analog or digital? About phenomenology and architectural heritage in times of crisis. Some polemical comments about the digital world in times of crisis
Architecture, but also its heritage, require a direct sense of what exists directly. The legacy of the past is the sum of individual impressions and feelings, and even more, personal perceptions. It seems that modern tools cannot provide in situ experience or direct impressions resulting from communing with architecture.
In the presentation I would like to demonstrate both ways of visualizing the architectural heritage, but also to talk about its future. On the one hand, I would like to show practical methods of heritage protection using 3D technologies and their use in didactics, on the other, I would like to talk about phenomenological experience, perceptions and ways to build social sensitivity. Especially in times of crisis.
Piotr Marciniak is an architect, town planner and architecture historian. He studied architecture at the TU Poznań and was a research assistant at the Department of Architectural History there (1992 – 1999). In 1999, he received his doctorate with a thesis on architecture of the Polish Roma people. He has lectured at universities in Poland, the USA, Cuba, and Georgia. He obtained his habilitation at the Warsaw University of Technology in 2010, and title of professor in 2020. In 2017, he received a research fellowship at the Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung-Institut der Leibniz-Gemeinschaft, Marburg. Since 2011, he has been a professor of architecture, architectural history and heritage protection at the Poznań University of Technology and head of the Department of History, Theory and Heritage Preservation. His research focus is on contemporary architecture in Poland and Central and Eastern Europe; conservation of the cultural and technological heritage; architecture of national and ethnic minorities; and architectural theory. He has authored over 140 publications, and has created nearly 200 architectural, town planning and conservation projects.
Julia Röttjer
Visualisierung für eine globale Öffentlichkeit? Die Präsentation von Objekten der polnischen Denkmalpflege in der internationalen Zusammenarbeit
Der geplante Beitrag führt die Thesen über Ziele und Methoden der Visualisierung polnischer Welterbestätten weiter bis in die Gegenwart zu den vielfältig verfügbaren digitalen 3D-Modellen, Animationen und Stadtrundfahrten. Sie werden von unterschiedlichen Akteuren für polnische Welterbestätten entworfen und verbreitet – etwa für die Holzkirchen im südlichen Kleinpolen, das Warschauer Stadtzentrum, aber auch für das Lager Auschwitz-Birkenau. Zum Teil werden ähnliche Ziele verfolgt wie mit tradierten Visualisierungsformen, die von forensischer Beweisaufnahme über die Dokumentation historischer Zustände bis zu fachlicher und touristischer Verbreitung reichen. Doch scheinbar traten auch neue Ziele und Methoden hinzu. Hat beispielsweise die nostalgische Heraufbeschwörung der Vergangenheit mittels der digitalen Möglichkeiten eine neue Qualität oder ist sie nicht vielmehr impliziter Bestandteil internationaler Register und Programme, wie es das Projekt Welterbe verkörpert? Inwiefern erlauben digitale dreidimensionale Umgebungen einer breiten Öffentlichkeit ein Urteil über die historischen Zustände eines Denkmals und seiner Bedeutung für die Gegenwart, die über die Möglichkeiten analoger Verfahren hinausgehen und was folgt daraus?
Julia Röttjer ist seit 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Polen-Institut. Studium der Osteuropäischen Geschichte, Mittleren und Neueren Geschichte, Kunstgeschichte und Politikwissenschaft an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, mit Aufenthalten an der Staatlichen Universität Irkutsk sowie dem Art Institute of Chicago. Seit 2005 wiss. Projektleiterin in Netzwerkvorhaben aus den Bereichen Bildung, Soziales, Geisteswissenschaften. Forschungsschwerpunkte: Erinnerungskulturen, Geschichtspolitiken, historische Vermittlung und materielle Kultur; Urbanistik und Architektur; Kulturerbe, Welterbe und internationale Geschichte; Religion und Sozialismus. Ihr Promotionsvorhaben zu Auschwitz-Birkenau als UNESCO-Welterbe an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz steht vor dem Abschluss.
Exkursion
Visit of the Gutenberg Museum
The Gutenberg Museum is one of the oldest museums of printing in the world, located opposite the cathedral in the old part of Mainz, Germany. It is named after Johannes Gutenberg, the inventor of printing from movable metal type in Western Europe. The collections include printing equipment and examples of printed materials from many cultures. Its main attractions include two copies of the Gutenberg Bible, the oldest book printed with movable type, and a temporary exhibition on typography and book design.
Guided-tour organized by the Gutenberg Museum
Language: Englisch
Besichtigung St. Johannis
ES SOLLTE EINE FUSSBODENHEIZUNG WERDEN … und dann war es eine archäologische Sensation! Seit 2013 wühlen sich die Archäologen in der Mainzer St. Johanniskirche Schicht um Schicht in den Boden und in die Vergangenheit. Lange schon hatte man vermutet, dass hier die älteste christliche Kirche von Mainz stehen könnte, inzwischen scheint es Gewissheit zu sein: Die Johanniskirche ist „Der Alte Dom“ von Mainz. Die Johanniskirche ist die älteste Kirche in Mainz, nach dem Trierer Dom die zweitälteste erhaltene Bischofskirche auf deutschem Boden und einziger erhaltener Dombau aus merowingischer, spätkarolingischer und frühottonischer Zeit in Deutschland.
Führung mit Dr. Guido Faccani (Leitung der Ausgrabungen am St. Johannis)
Sprache: Deutsch
Stadtführung „Rekonstruktion der Stadt Mainz nach 1945“
Die Gestaltung der Innenstadt von Mainz ist nicht ohne den Wiederaufbau der stark zerstörten Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg und den damit verbundenen, immer noch andauernden Rekonstruktionen von Gebäuden verständlich. Andererseits ist die Innenstadt stark geprägt von den französischen Planungen für Mayence (Mainz) insbesondere von 1806, aber auch von 1945/46. Der Rundgang führt vom Schillerplatz über die Ludwigsstraße zum Markt und dann an der Ruine von St. Christoph vorbei bis zum Schloss.
Führung mit Lorenz Frank (Historische Bauforschung FRANK & MIELKE GbR)
Sprache: Deutsch und Polnisch
Besichtigung des Mainzer Rathauses
Arne Jacobsens Mainzer Rathausbau von 1974 gehört zu den bedeutendsten öffentlichen Bauwerken der deutschen Nachkriegsmoderne und darf zugleich als Vermächtnis des dänischen Stararchitekten gelten. Das in Zusammenarbeit mit Otto Weitling 1968 entworfene und 1974 fertiggestellte Rathaus war in seiner Zeit eine der größten und anspruchsvollsten politischen Bauaufgaben, woraus sich sein herausragender Denkmalwert ergibt. Nach jahrzehntelanger Nutzung und durch Vernachlässigung eines kontinuierlichen Bauunterhalts zum Sanierungsfall geworden, stellt sich mehr denn je die Frage, wie mit diesem monumentalen Architekturerbe der 1960/70er-Jahre künftig umzugehen ist. Derzeit wird die Sanierung vorbereitet, deren Umfang und Aufwand immer noch umstritten ist. Die Führung wird das berühmte Mainzer Rathaus vorstellen und auch die denkmalpflegerischen Probleme thematisieren.
Führung veranstaltet von Betonisten – Initiative zur Vermittlung der Nachkriegsarchitektur in Mainz
Sprache: Deutsch
Abendvortrag
Krzysztof Koszewski
A picture is worth a thousand… doubts?
Theoretical reflection on digital images.
We treat images as confirmation of facts. Such power is still rooted in the practices derived from traditional photography. We are aware of the endless possibilities of modification of digital assets, but this does not change this approach. The networked visual culture founding statement perfectly expresses such “witnessing” ability of contemporary images: “pics or it did not happen”.
We produce pics – visual representations of the past – but we have to find a straightforward way of saying “pics, but it could have happened”. At the same time, pictures that make up our visual universe become more and more detached from reality. They gained independence – like Baudrillard’s simulacra, characteristic for “the age of simulation [which] begins with the liquidation of all referentials”. This statement puts researchers using images as a tool of experiment and communication in a challenging situation, torn between their evocative and informative potential. Which one would we choose?
Krzysztof Koszewski graduated in 1993 from the Faculty of Architecture, Warsaw University of Technology, receiving MSc Arch. Degree. He received Ph.D. with honors there in 2006 under the supervision of prof. Stefan Wrona. In 2010 he became head of the English-language MSc Arch program Architecture for Society of Knowledge at Faculty of Architecture, WUT. In 2020 he obtained habilitation based on the book „Obrazy architektury” (“Images of Architecture. Representations of architectural ideas in the context of contemporary visual culture”). He is the dean of the Faculty of Architecture, WUT (from 2020).
Krzysztof Koszewski’s research interests concentrate on two areas: representation of architecture and architectural ideas, with particular focus on visual aspects and usage of ICT technologies in the field of architectural heritage, primarily virtual hypothetical reconstructions of the past. He is also interested in the methodology of the design process and research by design problems.
He explores the field of visuality in architecture from both the theoretical and practical sides. The first relates to recognizing architectural images as a part of dynamically changing culture, emphasizing its pictorial and networked character and their influence on architectural practice. The second deals with photography as a concept between the reflection of reality and creation related to representations of built work and a city.
Infobörse
Jakub Adamski
Book Presentation
Jakub Adamski is an art historian and a medievalist. He graduated from the Jagiellonian University in Cracow (MA in 2009, PhD in 2011), and since 2012 has been associate professor at the Institute of Art History of the University of Warsaw. His main areas of research are the history of medieval, especially Gothic, architecture and sculpture. He is interested in 13th – 16th-century church architecture in Poland, the German Empire, France and England, and especially its style, the history of rib vaulting and the development of spatial types in Late Gothic architecture. His research focuses especially on issues of “architecture around 1300.” He executed a research grant on “Silesian Gothic in its heyday. Urban religious architecture, 1300 – 1450,” which results in a monograph redefining Gothic church architecture in Silesia, soon to be translated in German. He is currently the chief executor of a next research grant on „The Gothic Cathedral in Cracow and the European Architecture around 1300”.
Kristiina Ribelus
Digitalising cultural heritage by citizen participation: creating a historic interior finishes database in Estonia
The digital database will collect and present the historic interior finishes on a digital platform that (1) offers information about the pattern styles of different decades; (2) enables to compare and date patters by “similar image recognition search”; (3) gives information to regular homeowners about different ways to preserve and restore historic paintings, wallpapers etc. The homeowners are encouraged to upload photos of their findings which will enable to compare and categorize the historic finishes of different parts of Estonia.
The author of this paper has been collecting, investigating and restoring historic finishes during her previous studies as well as on a professional scale and has realized the need for such database. The existing collections of similar data (gathered for example by the author herself) have not been digitalised and therefore not accessible for different interests groups like homeowners, interior designers, researchers etc.
The value of the database is that even if non-protected interiors are not preserved or restored, information about interior finishes will be stored (in the form of photographs posted by the homeowners).
Kristiina Ribelus is a PhD student at the Estonian Academy of Arts, the department of the Cultural Heritage and Conservation. Her research interests include 19th – 20th century interior design, particularly the finishing methods and materials such as stencilling and wallpapers which are mainly used in the citizen homes; stencilling and wallpaper history in Estonia; trade and use of interior finishing materials in Estonia during the 19th – 20th century. She has been working on the field of the historic sites as an interior painting and wallpaper conservator-restorer since 2007. She has been teaching in the Estonian Academy of Arts, in the Pallas University of Applied Sciences etc. She is a member of the Society of Estonian Conservators. Currently she works at the University of Tartu Museum as a conservator.
Julia Brandt
Die Punktwolke als Bildmedium zur Visualisierung und Dokumentation historischer Großbauten
Julia Brandt studierte Kunstgeschichte und Denkmalpflege in Mainz und Bamberg. In ihrer Masterarbeit erforschte sie die Vereinbarkeit von Denkmal- und Naturschutz am Beispiel der Mainzer Zitadelle. Die Arbeit wurde für den Preis der Denk-Mal-Stiftung Bamberg nominiert. Derzeit promoviert sie über das Thema „Denkmal versus Natur? Strategien zum Erhalt der Zitadelle und Festung Mainz im Anwendungsfeld digitaler Dokumentation unter Berücksichtigung des Denkmal- und Naturschutzes.“ 2017 bis 2021 war sie als Mitarbeiterin im Ingenieurbüro Kayser + Böttges | Barthel + Maus, Ingenieure und Architekten GmbH im Bereich der Bauforschung und Vermessung tätig. Parallel dazu wurde sie 2018 – 2021 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Mainz beschäftigt. Seit 2021 betätigt sie sich als selbständige Bauforscherin.
Die Schwerpunkte ihrer akademischen Arbeit liegen neben der Vermittlung der Vereinbarkeit von Denkmal- und Naturschutz vor allem in der Dokumentation der Festungsbauwerke im Stadtbild von Mainz sowie in Fragestellungen der digitalen Denkmalpflege.
In ihrer Freizeit widmet sie sich der Vermittlung unseres kulturellen Erbes in Form diverser Vorträge und Science-Slams.
Sander Münster
Employing digital 3D reconstruction methods for visual humanities research and education
Sander Münster is junior professor for Digital Humanities (images/objects) at the Friedrich Schiller University Jena. He received his PhD in educational technology from the TU Dresden, where he studied history, education and business. Until 2019 he headed the Department for Media Design at the Media Center at the TU Dresden and the junior research group UrbanHistory4D and has been a Young Investigator at the Faculty of Education at the TU Dresden. From 2018 to 2019 he was visiting professor for the didactics of computing science. His main research topics are in the visual digital humanities about interdisciplinary teamwork, 4D information systems, information behaviour, methodologies and scientific communities.
Kerstin Petermann, Anja Rasche
10 Jahre Netzwerk Kunst und Kultur der Hansestädte – Ergebnisse, Probleme und Pläne eines thematischen Forschungsnetzwerks
Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Anglistik in Kiel und Köln war Kerstin Petermann im Museums- und Ausstellungsbereich tätig. Zusammen mit Anja Rasche koordiniert sie das „Netzwerk Kunst und Kultur der Hansestädte“ und forscht und publiziert in diesem Bereich. Seit 2020 ist sie am Museum für Hamburgische Geschichte an der Planung der neuen Dauerausstellung beteiligt.
Anja Rasche studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Slavistik in Bamberg und an der TU Berlin. Sie promovierte über den Lübecker Maler Hermen Rode (publiziert: Petersberg 2013). 2011 gründete sie zusammen mit Dr. Kerstin Petermann das Netzwerk Kunst und Kultur der Hansestädte, welches sie bis heute gemeinsam koordinieren. Derzeit arbeitet Anja Rasche am Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig.
Christofer Herrmann
Mittelalterliche Architektur in Livland (Estland, Lettland): Die Baukunst einer historischen Grenzregion im Nordosten Europas
Das Projekt ist angesiedelt am Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, Abteilung Kunstgeschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Weitere mitwirkende Forschungsinstitutionen sind das Herder-Institut in Marburg, die Lettische Akademie der Wissenschaften in Riga, das Stadtarchiv Tallinn und das archäologische Institut der Universität Aarhus.
Angestrebt wird eine Gesamtdarstellung der mittelalterlichen Architekturentwicklung Livlands unter Berücksichtigung der spezifischen Entstehungsbedingungen in einer Grenzregion der abendländisch-christlichen Kultur im Nordosten des mittelalterlichen Europa. Auf der Grundlage einer Katalogerfassung aller erhaltenen und dokumentierten Bauten sollen den Fragen nach der Genese, Entwicklung und Einbindung der dortigen Baukunst in den europäischen Kontext nachgegangen werden. Von besonderem Interesse sind dabei die spezifischen Ausprägungen der Architektur in einer Grenzzone der zwei großen christlichen Kultursysteme – der westlichen-katholischen und der östlichen-orthodoxen Sphäre. Dabei sollen die spezifischen historischen, in die deutsche Ostsiedlung und dänische Ostseeherrschaft eingebundenen Entstehungs- und Existenzbedingungen der Region zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert und deren Bedeutung für die Ausprägung der Architekturformen untersucht werden. Ein wichtiges Projektziel besteht darin, die in Deutschland und Dänemark weitgehend unbekannten Ergebnisse und Leistungen der lettischen und estnischen Architekturforschung nach 1945 zusammenfassend zu erschließen und auf dieser Grundlage eine gemeinsame zukünftige Forschungsperspektive zu eröffnen. In diesem Zusammenhang wird eine kritische Darstellung der Forschungsgeschichte notwendig sein, bei der der Frage nachzugehen ist, welche Rolle die Interpretation mittelalterlicher Architektur als identitätsstiftendes Element in Hinsicht auf die Nationalitätengruppen der Deutschbalten, Esten, Letten und Russen spielte, mit einem abschließenden Blick auf die aktuelle Rolle dieser Denkmäler als Objekte eines gemeinsamen europäischen Kulturerbes.
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts (präsentiert als Online-Katalog, in Form einer Buchpublikation sowie einer internationalen Tagung) sollen dazu beitragen, dem aus der geographischen und historischen Randlage resultierenden und bis heute in der kunstwissenschaftlichen Wahrnehmung in Deutschland und anderen westlichen Ländern fortbestehenden unterentwickelten Interesse an dieser Region entgegenzuwirken und zukünftige Forschungsperspektiven anzuregen.
Christofer Herrmann Studium der Kunstgeschichte, deutschen Volkskunde, Slawistik und Politikwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. 1993 Promotion mit einer Arbeit über spätmittelalterliche Wohntürme im Rhein-Mosel-Gebiet.
1995 – 2006 außerordentlicher Professor am Lehrstuhl für Germanistik der Universität Olsztyn/Allenstein (Polen). 2005 Habilitation an der Universität Greifswald („Mittelalterliche Architektur im Preußenland“). 2006 – 2019 außerordentlicher Professor am Institut für Kunstgeschichte der Universität Gdańsk/Danzig. Ab 2015 – 2019 Durchführung eines Forschungsprojekts zum Hochmeisterpalast auf der Marienburg an der TU Berlin, Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte. Seit 2019 Privatdozent an der TU Berlin. Ab 2020 Leiter des Forschungsprojekts „Mittelalterliche Architektur in Livland (Estland/Lettland)“ am Institut für Kunstgeschichte der Universität Mainz.
Forschungsschwerpunkte: Architektur des Mittelalters, insbesondere Fragen der Bauorganisation und ‑finanzierung; Problematik der Kunstlandschaft; statistische Verfahren zur Architekturanalyse; Denkmalpflege im 19. Jh.
Anna Bojęś-Białasik, Marcin Szyma
Digital reconstructions of the Dominican Church in Kracow
The high resolution point cloud and the results of archaeological research as well as the iconographical and written sources was the basis for the 3D reconstructions of the Dominican church and friary and their selected parts in various stages of their functioning. The reconstructions are fully rotatable and allow the viewer to take a virtual walk. The research method and the way of visualization of the architecture will be presented by example of reconstruction of the Holy Trinity church at the end of the Middle Ages – before the fire in 1462 and after it. One of the most difficult elements of the research was the reconstruction of the fourteenth-century choir screen (representing the Hallenlettner type) which absorbed an older and smaller screen from the mid-thirteenth century. The digital tools allowed to link the keystone – which was reused in the friary at the end of the sixteenth century and found during the archeological research in 2018 – with the reconstructed screen. The written sources made it possible to determine the number, invocations and placement of the altars in the gallery and in the loft of the screen as well as in the side chapels of the church. In 1543, the northern part of the loft was cut off with a grating and turned into the chapel of St. Hyacinth, housing the relics of the first Polish Dominican and accessible for laity by stairs in the northern aisle of church.
Anna Bojęś-Białasik is associate professor at the Faculty of Architecture, Chair of History of Architecture and Monument Preservation, Cracow University of Technology and at the Faculty of History, Institute of Archaeology at the Jagiellonian University. At the Universities she is involved in academic research and teaching, leading also courses in English of the English-language bachelor and master degree programme. In 2009 – 2012 she was a chief-manager of project concerning research of seven medieval monasteries in Lesser Poland (Małopolska) and was also a member of several other projects,e.g. Study of Dominican priory heritage in Kraków or Study of settlement of the Pueblo culture in Mesa Verde region, Colorado USA. Her research focuses on architectural and archaelogical-architectural field reserach of monuments, mostly medieval monasteries and churches but also tenement houses, castles, public buildings etc. So far, she carried out over 120 reserach in various monuments across Poland, and is the author and co-author of publications and books.
Marcin Szyma, PhD, is an assistant professor at the Institute of Art History at the Jagiellonian University in Cracow. The main subject of his research is the medieval architecture of Cracow, the architecture of religious orders and the sacred topography of churches, monasteries and friaries. In 2015 – 2021 he was a chief-manager of the project “Architecture and equipment of the Dominican church in Cracow, from the first half of the thirteenth century to the present day”.
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Die Beeinflussung des Blicks: Digitalität und Evidenz |
Aleksandra Lipińska
Materialität im digitalen Umfeld. Überlegungen zum aktuellen Forschungs- und Methodenstand
Aleksandra Lipińska ist seit 2016 Professorin für Kunstgeschichte mit dem Schwerpunkt Kunst der Frühen Neuzeit am Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München. 2012 – 2016 hatte sie eine Juniorprofessur für Kunstgeschichte Ostmitteleuropas mit dem Schwerpunkt Regionen des gemeinsamen Kulturerbes am Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik der TU Berlin inne. 2004 – 2012 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin (Adjunkt) am Institut für Kunstgeschichte, Universität Wrocław (Breslau) tätig. Sie hat Kunstgeschichte und Niederländische Philologie an der Universität Wrocław und Katholieke Universiteit Leuven studiert. 2003 promovierte sie zum Thema „Importe Südniederländischer Alabasterskulptur in Ostmitteleuropa 1530 – 1650“ an der Universität Wrocław. Ihre Habilitationsschrift „Alabaster. Studies in Material Meaning(s)“ wurde 2020 an der Technischen Universität Berlin eingereicht. Ihre aktuellen Forschungsschwerpunktesind die Materialität der Kunst (Wahrnehmung der Kunstmaterialität; Materialwirkungsmacht; Geschichte und Bedeutung der künstlerischen Materialien und Techniken), Anwendung der Methoden digitaler Kunstgeschichte (Materialität im digitalen Umfeld; Online-Edition; Netzwerkanalyse) sowie die Kunst der frühen Neuzeit (Nordeuropäische Skulptur, Architektur und angewandte Kunst; Künstlermigration.
Leon Ziemer
Wenn Bilder Forschungsmeinungen diktieren
Heutige Hochglanzmagazin zu historischen Themen untermalen ihre Berichte oft mit Abbildung einer digital generierten Rekonstruktion. Das Abbilden einer angenommenen antiken Realität wird unkommentiert gezeigt und verschwimmt in seiner Form mit einer als Realität angenommenen Fiktion. Täuschend echt manipulieren die computergenerierten Bilder den Betrachter. Denn Bilder prägen eine Forschungsmeinung. Wer zu Beginn des 20. Jahrhunderts gut zeichnen konnte war in der Lage die Wissenschaftswelt zu prägen. Vollkommen gleichgültig ihrer Realität. 100 Jahre später hat sich dies gewandelt: Nach einer Phase scheinbar unveränderbarer Foto-Dokumentationen vermag die moderne Technik durch 3D-Modelling täuschend echte (aber fiktive) Realitäten nachzustellen. Das Rendern solcher Abbilder zu real erscheinenden Fotos täuscht überzeugend eine neu geschaffene, fiktive Realität vor. Die Film- und Spielindustrie lebt diese Technik aus. Stellt ohne den Bedarf von wissenschaftlicher Genauigkeit eine ihren Bedürfnissen angepasste antike Realität dar.
Diesem Phänomen unterworfen generiert sich eine problematische Akzeptanz und Herangehensweise dieser Technik, die durch die die Wissenschaft noch kritisch betrachtet wird. Die Gefahr, von der Perfektion eines 3d-Bildes fasziniert und zur unreflektierten Annahme rekonstruierter Darstellungen verführt zu werden, ist riesig. Der Vortrag möchte einige Aspekte aus diesem komplexen System herausstellen und kritisch hinterfragen.
Leon Ziemer studied Classical Archaeology at the University of Hamburg, working as lecturer he finished his PHD on egyptian trading routes through the eastern desert and the connection to India. He was working on several campaignes in egypt, spain an italy. His scientific interests are focussed on the analysis of cultural interactions and trade routes in the Roman Period and the relevance of ports transforming cultural identity. In modern history he did several Research Projects on the structure an transformation of the Port of Hamburg and the labor conditions of seamen Now he is working at the Acadamy of Hamburg police, coordinating digital education and setting up the „DiBiPol” Project funded by the Stiftung Innovation in der Hochschullehre as CEO. His actual scientific research is based on cultural heritage crime.
Anke Naujokat
Was weiß das Bauwerk, was sein digitales Abbild nicht weiß? Zu den Herausforderungen im Umgang mit digitalen Modellen in der objektorientierten Architekturgeschichtsforschung
Während der letzten Jahrzehnte sind die Möglichkeiten der digitalen Dokumentation stetig gewachsen. Durch den Einsatz von computergestützter Tachymetrie oder Laserscanning konnten Baudokumentationen immer schneller und effektiver erstellt und große Teile der Dokumentationsarbeit vom Gebäude weg an den Computer und damit ins Büro verlegt werden.
Während bei der Integration der genannten digitalen Methoden die etablierten Abläufe der Bauaufnahme vor Ort zunächst noch im Großen und Ganzen erhalten blieben, stellen die seit einigen Jahren in rapider Entwicklung befindlichen fotografischen Dokumentationsmethoden (digitale Mehrbild-Photogrammetrie, Photomodellling oder structure from motion) jedoch eine regelrechte Revolution für die Methoden und Workflows der wissenschaftlichen Bauforschung dar. Mit sehr wenig Aufwand vor Ort können hochauflösende digitale 3D-Modelle erstellt werden, die nicht nur das Gebäude als Volumen, sondern auch dessen Oberflächen in fotorealistischer Qualität bis hin zum Maßstab 1:1 abbilden. Dabei verführt die erhebliche Zeitersparnis vor Ort immer häufiger dazu, Bauwerke mittels Kameradrohne im extremen Fall komplett „berührungslos“ zu dokumentieren.
Auf strategisch-organisatorischer Ebene stellen die stetig steigenden Anforderungen an die technische Ausrüstung (Hardware, Software) und an hochspezialisierte IT-Skills eine Herausforderung für die wissenschaftliche Bauforschung im akademischen Bereich dar. Mancherorts reagiert man darauf bereits jetzt durch das teilweise oder sogar komplette „Outsourcing“ von Baudokumentationen an kommerzielle Anbieter. Dies aber bringt erhebliche erkenntnistheoretische Probleme mit sich, die der vorgeschlagene Vortrag aufzeigen und reflektieren möchte. Welche Auswirkungen auf die Fragestellungen und Erkenntnisse hat es, wenn man statt dem materiellen Objekt nur noch seinem virtuellen Abbild begegnet? Wie wirkt sich die Verlagerung der Arbeit vom konkreten physischen Ort an den Computer auf die Analyse und Interpretation des Untersuchungsobjekts aus?
Unter anderem möchte der Vortrag u. a. für folgende Herausforderungen bei der zunehmenden Arbeit mit digitalen Bauaufnahmemodellen sensibilisieren:
– die mangelnde Begegnung mit dem Objekt auf dem menschlichen Maßstab und daraus resultierend die mangelnde Erfahrung seines Maßstabs bzw. seiner Maßstäblichkeit
– die Vernachlässigung des Erkenntnispotentials anderer Sinne als des Sehsinns (Haptik, Gehörsinn)
– das Ausblenden der Erfahrung des Objektes und seines Ortes über längere Zeitverläufe hinweg (Tageszeiten, Jahreszeiten etc.)
Anke Naujokat leitet seit 2014 den Lehrstuhl für Architekturgeschichte der RWTH Aachen University. Nach ihrem Architekturstudium in Aachen und Florenz war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Baugeschichte der RWTH Aachen unter Prof. Jan Pieper. 2008 wurde sie mit einer Arbeit zum Florentiner Heiliggrabtempietto von Leon Battista Alberti promoviert. Ab 2006 hatte sie an der FH Aachen zuerst eine Vertretungsprofessur für die Fächer Architekturgeschichte, Denkmalpflege und Architekturtheorie inne, ab 2008 dann eine Professur für das Fach Geschichte und Theorie der Architektur. Sie ist Gründungs- und Redaktionsmitglied der Zeitschrift archimaera – Zeitschrift für Architektur, Kultur, Kontext online. Ihre Forschungen kreisen um folgende inhaltliche und methodische Schwerpunkte: Architektur des Florentiner Quattrocento, Architektur L. B. Albertis, Architekturkopie, Rhetorik der Architektur der Frühen Neuzeit, Wallfahrtsarchitektur, Rekonstruktion von Bauideen und ‑prozessen durch Bauforschung am Gebäude, Rolle der historischen Architektur in der Ausbildung von Architekt*innen.
Magdalena Kunińska
Changing reproductory media and the discourse of art history
Starting with the empirical and fundamental research, I would like to submit a broader and theoretical analysis in terms of the history of art history. Although the central topic for the history of art history nowadays seems to be ‘time’, ‘temporalisation’ etc. and G. Didi-Huberman proposed an analysis of Warburgs ‘Mnemosyne Atlas’ in terms of different than present in the traditional art history temporality, in the submitted paper I would like to put in the centre of my investigation the relation between changing reproductive media and the ways of constructing the narrative in art history. The adoption of photography for purposes of art history led to double paths in art history: 1. creating the formal method, 2. but also the fragmentary method of Aby Warburg, which can be associated with the split in the traditional definition of an artwork. What is to be noticed on the very beginning – is the absence of graphic prints (for example ‘Kunsthistorische Bilderbogen’ or ‘Denkmäler der Kunst’) in the repertory of implemented projects and their marginal position as rather old fashioned modes of reproduction. Warburg, as also Didi-Huberman states, was dealing with the traditional, linear model of art history and closed repertory of canonical artworks. The loosening of the formal links as were presented on pages of the graphic tables led to the aesthetics of the detail and interchanging relations between objects present at Warburg’s tables.
The implementation of digitised collections of artwork was, as it seems, only a subsequent change in art historical narratives when it led to the manifesto of the digital art history proposed by Lev Manovich and the proposition of using a meta-data and computing strategies of analysis with the presupposition that it can lead to more democratic and fully empirical research. Claire Bishop’s critique, although it listed shortcomings of the ‘digital art history’ is another proof for the long-lasting history of the relation of reproductive medium – the notion of artwork – and strategies and methods of its analysis.
Magdalena Kunińska, Jagiellonian University, Cracow: graduated art history and philosophy at the Jagiellonian University, Cracow and currently is an Assistant Professor in the Faculty of Art History at the Jagiellonian University in Cracow. She wrote her PhD dissertation on Marian Sokołowski’s history of art and in 2012, was awarded the Szczęsny Dettlof prize for the best work by a young art historian in Poland (published in Polish in 2014). She is the author of a number of articles on Central European art historiography, including publications for ‘Journal of the Art Historiography’. She was a team member for the Wojciech Bałus’ project ‘From the Material to the Immaterial Medium. Changes in art in the Second Half of the 20th century and the Discourse of Art History’ (2016 – 2018). She was also a senior researcher for the ERC project ‘Art Historiographies in Central and Eastern Europe An Inquiry from the Perspective of Entangled Histories’ held in New Europe College, Bucharest 2018 – 2021. Main field of interests: history of art history, theory of art, anthropology of visual culture.
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